Weihnachtsgeschichte

Von weit her ist ein Licht sichtbar. Laura macht die Augen auf und erkennt einen Engel. Ganz überrascht aber klarsichtig fragt sie ihn: WARUM GIBT ES DAS LICHT?

Und warum leben wir, wenn wir sowieso sterben müssen?

Der Engel antwortet: Für die Menschen gibt es Fragen, die keine Antwort kennen und sie werden nie verstehen, was sie in dieser Zeit sind. 

Aber jede Lebensform ist ein Geschenk, das mit Respekt betrachtet werden muss. 

Und alles hat einen tiefen Sinn, den nur die Eingeweihten sehen und verstehen. 

Kannst du mir etwas über die Menschen sagen? Fragt Laura. Die Menschen, liebe Laura, sind frustriert und ständig auf der Suche nach Kompensation. Sie projizieren sich gegenseitig den eigenen Schatten auf und sind das Gegenteil von dem, was sie scheinen. Menschen können Vorurteile aussprechen, ohne die Wirklichkeit zu kennen. 

Wie Marionetten irren sie in der Welt herum und die Fäden spannt nicht Gott, sondern ihr Unterbewusstsein macht sie zu sklaven. 

Dank dem Fortschritt haben sie sich eine neue Wiege des Bewusstsein geschaffen. Jetzt kommt die Zeit, dass sie erwachen werden und für ihre Taten die Verantwortung übernehmen müssen. Alle menschliche Ressourcen sollten dem Wohl der Gemeinschaft dienen, denn der Planet wurde ihnen geschenkt. 

Ihre Gegenstände, Autos und Bücher sind die Visitenkarte der Menschen. Wie kleine Kinder erfinden sie sinnlose Technologien. Mit jedem SMS, das sie versenden, fühlen sie sich noch einsamer. Der Wert der Menschen reduziert sich auf Gewinn, Leistung und Sparpotential. Die Armut und die sozialen Desaster sind ein Ausdruck von Ohnmacht, weil sie nicht verstehen was Glück ist. Aus Ohnmacht entsteht Macht und so entstehen die Strukturen und Hierarchiespiele. Der Gegenpol des Tyranns ist der Schwächling.

In der Gesellschaft regiert das Ego. Je kleiner das Ich, desto grösser das Ego. Was wäre der Mensch ohne seine Berufsidentität? Nackt! Die meisten Menschen bleiben in ihrer limitierten Realität "eingefroren" und schaffen es nicht, das Ego und die mit ihm verbundenen Ängste aufzulösen und in das Göttliche zu integrieren und transzendieren. 

Die Intelligenz, die sie zu besitzen meinen, macht sie überheblich und arrogant. Dabei besitzen sie die primitivste Technologie im Universum!
Aber das Schlimmste ist, Laura, dass die Menschen ihre innere Stimme verloren haben, welche ihnen sagt, was Gut und Böse ist.

Was ist böse? Was ist Liebe? - fragt Laura zurück.

Alles was Schmerzen verursacht ist böse. Die Liebe ist ein Schmerzakt. 

Laura fragt weiter: Was wird mit den Menschen geschehen?

Der Engel antwortet: Die Menschen leben zu komplex. Wer wird sie aus ihren Trümmern herausholen? Nur ein Bruchstück des heutigen Wissen wird den zukünftigen Generationen überliefert. Sie werden bald die Erde beackern und dabei schwitzen müssen. In hundert Jahren wird sich niemand an die heutigen Kultur erinnern. 
Ja, ich weiss es ist eine Weltuntergangsstimmung. Aber diese Stimmung ist das geschaffene Bewusstsein der Menschen.
Sie glauben nicht mehr an Wunder.
Würden sie das tun, wäre die Hoffnung stärker als ihr Schicksaal.

Laura hört empört zu und fragt dann erschreckt: Wo bin ich eigentlich? Bin ich tot? 
Ja Laura, bu bist tot. Komm mit, du wirst jetzt anderswo wohnen.
Der Engel nimmt ihre Hand und singt ihr das Lied des Glücks.

Giorgio Maruccio, Oktober 2005